Ein bisschen Liebe braucht der Mensch

Ein bisschen Liebe braucht der Mensch

Teil 1: Die Klassiker unter den Liebesgeschichten

Ein bisschen Liebe und ein bisschen Kitsch braucht der Mensch. Ich rede nicht von Spitzendecken, Blümchentapete und rosa Konfetti-Herzchen. Sondern von Menschen, Situationen, Worten, die das Herz ganz warm und Wangen rot werden lassen; etwas rührendes, berührendes – ein bisschen Romantik.

Natürlich gibt es da die berühmten, großen Erzählungen über Liebe und Leidenschaft, die „Klassiker“ unter den Liebesgeschichten. Darum soll es heute gehen. In einem zweiten Teil aber werden wir euch auch die Underdogs vorstellen; moderne, vielleicht etwas andere Liebesgeschichten, die in Qualität ihren großen Vorbildern in nichts nachstehen. Aber zunächst: Wenden wir uns den Geschichten zu, die seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten Herzen zum Schlagen, Münder zu Seufzen und Gedanken zum Sehnen bringen!

Daphnis & Chloe

Die Erzählungen von Daphnis und Chloe sind uralt. Das erste Mal als Roman aufgeschrieben wurden sie vom griechischen Schriftsteller Longos in der Spätantike.

Worum geht es? Auf der Insel Lesbos auf der Ägäis leben zwei Findelkinder. Ihre Namen sind Daphnis und Chloe. Sie wachsen in zwei verschiedenen Hirtenfamilien auf, kommen jedoch immer wieder zueinander, wenn sich auch die Schafe und Ziegen ihrer beiden Herden treffen. So entwickelt sich eine innige Freundschaft, zu der aber bald andere Gefühle treten.

Eines Tages rettet Chloe ihren Freund Daphnis aus einer Grube, in die er stürzt, und betrachtet den Erretteten danach beim Bad. Sie weiß noch nicht, was das Gefühl in ihr ist, das ein so schmerzliches Verlangen hervorruft, doch von diesem Moment an ist etwas Neues in Chloe erwacht.

Der antike Roman ist voll von einer unterschwelligen erotischen Spannung. Die beiden Findelkinder sind jung, unerfahren und wissen noch nichts von Liebe und Lust. Sie spüren aber bei jeder Berührung das Verlangen und die Verwirrung, welche der jeweils andere in ihnen auslöst und lassen den Leser geschickt mitfiebern, ob die zwei heimlich Liebenden endlich zueinander finden werden.

Tristan & Isolde

Auch die Erzählungen von dem Liebespaar Tristan und Isolde sind viele Jahre alt. Verschiedene Dichter des Mittelalters haben ihre dichterischen Fähigkeiten an dem mythischen Stoff erprobt. Die bekannteste deutsche Fassung stammt von Gottfried von Straßburg aus dem 13. Jahrhundert.

Isolde, die irische Königstochter, ist dem König von England, Marke, versprochen. Tristan, eine adlige Waise, ist Marke ergeben, hält für ihn um Isoldes Hand an und soll sie auf ihrer Reise nach England begleiten. Da geschieht ein verhängnisvoller Fehler. Die Königin hatte einen Liebestrank gebraut, der eigentlich für Braut und Bräutigam, sprich Isolde und Marke, bestimmt gewesen war; in einem unbeobachteten Moment jedoch trinken Isolde und Tristan davon und verlieben sich heftig ineinander.

Zurück in England müssen sich die Liebenden heimlich treffen, ist Isolde doch eigentlich die Gattin eines Anderen. Verbotene Liebe gibt einfach immer viel Romantik und Leidenschaft her; verbotene Früchte schmecken süßer. Dem Paar werden immer wieder Fallen gestellt, da der König misstrauisch wird; doch es gelingt ihnen lange Zeit, das Geheimnis zu wahren – bis sie eines Tages, wie es schließlich kommen muss, entdeckt werden und Tristan flieht, um zu überleben …

Romeo & Julia

Verboten ist auch die Liebe zwischen dem wohl berühmtesten Liebespaar der Welt, Romeo und Julia. Die Geschichte kennt wohl jeder: Er ein Montague, sie eine Capulet, sind sie die Kinder zweier aufs Blut verfeindeter Familien in der italienischen Stadt Verona. Dennoch verlieben sie sich unsterblich ineinander und sind eher bereit, zu sterben, als ohne einander zu leben. Beide Individuen vergessen sich, ihre Umwelt und alle Ansprüche, die von außen an sie gestellt werden. Stattdessen werden sie durch die überwältigende Kraft ihrer Gefühle zu einer Einheit … geht es noch romantischer (oder kitschiger)?

Dieser Inbegriff der tragischen Liebesgeschichte, geschrieben von dem Meister William Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts, fasziniert und inspiriert Theater, Malerei, Film und Musik und deren Publikum seit Jahrhunderten und wird dies wohl auch für viele weitere Jahre tun.

Bonnie & Clyde

Die Geschichte dieser beiden unterscheidet sich von den obigen Erzählungen in einigen Punkten. Zuerst einmal ist sie wahr. Bonnie und Clyde lebten tatsächlich im 20. Jahrhundert in den USA. Zweitens sind beide keine Idealbilder; beide waren sie Kriminelle, die gemeinsam in der Zeit der Weltwirtschaftskrise durch die Vereinigten Staaten zogen und Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen und kleinere Banken überfielen. Dabei begingen sie auch verschiedene Morde – romantisiert werden sollte ihre Geschichte also keinesfalls. Dennoch inspiriert die (vermutete) Liebe zwischen dem Verbrecherpaar viele Menschen bis heute.

Bonnie und Clyde trafen sich zufällig, kurz bevor er für zwei Jahre ins Gefängnis musste. Die beiden wurden ein Paar und Bonnie wartete auf ihn. Nach seiner Freilassung waren sie unzertrennlich. Zwei Jahre lang spielten sie erfolgreich Katz-und-Maus mit der Polizei und konnten ihr immer wieder entwischen, bis sie schließlich 1934 in eine Falle gelockt und beide erschossen wurden.

Nun der literarische Part: Berühmtheit erlangte ihre Geschichte vor allem durch ein von Bonnie selbst verfasstes Gedicht, „The Story of Bonnie and Clyde“, welches das Leben der beiden Verbrecher beschreibt – und in dem Bonnie damals schon schreibt, dass sie eines Tages Seite an Seite untergehen werden.

Stolz & Vorurteil

Mr. Darcy und Elisabeth Bennet: Wieder zwei Namen, welche die Herzen der Lovestory-Fans höherschlagen lassen. Der Roman von Jane Austen stellt uns Elisabeth vor, eine Protagonistin, intelligent, gebildet und eigentlich mit einem guten Herzen, aber auch etwas von sich eingenommen. Wie das nur menschlich ist, trägt auch sie einige Vorurteile mit sich herum, nicht zuletzt gegen den stolzen, kalt wirkenden Mr. Darcy. Von dessen Gefühlswelt hat Elisabeth für weite Strecken des Romans keine Ahnung, aber jede Menge Meinung.

Gewohnt humorvoll zeichnet Austen diese Geschichte über menschliche Fehler und Fehlschlüsse und führt dann am Ende doch das zusammen, was zusammen gehört.

Genug der Liebe! (Für’s Erste)

So, nun reicht es auch wieder; mit dieser Portion „Qualitäts-Kitsch“ für den Tag entlassen wir euch, liebe Leser und Leserinnen, auf dass ihr ein wenig eigenen Kitsch und vielleicht sogar Liebe heute erleben könnt! Bald geht es weiter hier auf dem Blog mit Teil 2, in welchem wir moderne Liebesgeschichten unter die Lupe nehmen möchten.

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