Märchen, die wir lieben

Märchen, die wir lieben

Märchen, die wir lieben

Once upon a time … 

Als Kind bin ich immer furchtbar gern zum Bücherregal getappt, ein Tässchen Kakao oder ein Butterbrot in der Hand, habe mich vors Bücherregal gesetzt und die riesigen Bilderbücher rausgezogen, die in der Reihe ganz unten standen, sodass meine kurzen Ärmchen sie greifen konnten. Meistens waren das Bücher, die fremde Fantasiewelten beschrieben, in denen böse Hexen zauberten, greise Könige regierten, tapfere Prinzen kämpften und schöne Prinzessinnen vergiftete Äpfel aßen: Es waren Märchenbücher, die meine Kinderhände durchforsteten und die mich bis heute noch begeistern können. Aufgrund dieser alten und immer wieder neuen Faszination möchte ich euch heute fünf Einblicke in meine Lieblingsmärchen vorstellen. Für den Fall, dass ihr die Märchen gerne ganz lesen möchtet, werde ich euch darunter ein paar Exemplare verlinken (mit Bildern drin natürlich ☺ ). 

Die Gänsemagd 

Wir befinden uns auf einer Wiese, inmitten einer Gänseschar, die die weißen Brüste aufplustert und ab und an mit ihren Federflügeln schlägt. Unweit von uns sitzt unter einem Baum eine Gänsemagd, die Hüterin der kleinen weißen Schar. Sie ist wunderschön, das können wir sogar von hier aus sehen. Gedankenverloren nestelt sie an ihren glänzenden Haarflechten. Als sie sie öffnet und die goldenen Locken sich über ihre weißen Schultern ergießen, sind wir beinahe geblendet von der goldglänzenden Pracht …

Doch wir sind nicht die einzigen, die das Mädchen beobachten. Mit ihr zusammen ist ein Junge namens Kürdchen beauftragt, die Gänse zu hüten; keck versucht er, ihr ein paar Strähnen auszurupfen, so gebannt ist er von der Schönheit ihrer langen Haare. Doch was ist das: Die Gänsemagd spricht flink ein paar Worte – haben wir richtig gehört, war das ein Zauberspruch? – und eine jähe Brise kommt auf, packt des Kürdchens Hütchen und weht es davon. Der Junge rennt zeternd hinterher. In aller Ruhe nun richtet sich das Mädchen die Haare und flechtet sie neu. Dabei rollen ihr ein paar Tränen die Wange herunter, als gäbe es ein großes Leid, das sie vor der Welt verbirgt … 

Ist dieses junge Mädchen, dessen Worte den Wind herbeirufen können und dessen Haare wirken, als hätten sie Sonnenstrahlen eingefangen, wirklich nur eine einfache Gänsemagd? Das können wir kaum glauben … 

Allerleirauh

Einen Mantel, von tausenderlei Pelz- und Rauchwerk zusammengesetzt. Ferner drei Kleider, eines davon so silbern wie der Mond, eines so golden wie die Sonne und eines so glänzend wie die Sterne … Das verlangt eine junge Königstochter von ihrem Vater. Ein anspruchsvoller Wunsch; haben wir es in diesem Märchen mit einem verwöhnten Prinzesschen zu tun, das den Mund nicht voll genug kriegen kann? – Gewiss nicht. Die junge Frau versucht mit diesen Wünschen, deren Erfüllung sie für unmöglich hält, ihren Vater davon abzuhalten, etwas Unsagbares zu tun: Nämlich sie, die eigene Tochter, zu heiraten, da sie die einzige ist, die an die Schönheit der verstorbenen Königin, iherer Mutter, heranreicht.

Doch dem König gelingt es, die Wünsche nach den vier Kleidungsstücken zu erfüllen und besteht triumphierend auf seinem inzestuösen Vorhaben. Entsetzt nimmt die Königstochter die drei kostbaren Gewänder, schließt sie samt einem goldenen Ring, einer goldenen Spindel und einer Haspel aus Gold in einer Nussschale ein, hüllt sich selbst in den Pelzmantel aus allerlei Rauchwerk, der sie aussehen lässt wie ein wunderliches Tier, schwärzt sich Gesicht und Hände mit Ruß und flieht unerkannt aus dem Königreich. Im Nachbarland wird sie von Jägern aufgegriffen und landet in der Schlossküche, wo man ihr aufgrund ihres ungewöhnlichen Kleidungsstücks den Namen „Allerleirauh“ oder „Rauhtierchen“ gibt.

Kein würdiger Ort für eine Prinzessin, möchte man meinen. Aber noch hat Allerleirauh nicht all ihre Karten ausgespielt; noch trägt sie ihr Schicksal bei sich, versteckt in einer kleinen Nussschale unter all diesem Pelz … Und als wenig später ein prunkvoller Ball auf dem Schloss gegeben wird, erscheint dort eine junge Frau, allen Gästen unbekannt, wunderschön und in einem Kleid, so silberglänzend wie der Mond …

Märchen zum Wegträumen
Märchen zum Wegträumen

Der arme Müllerbursch und das Kätzchen

Eine gut laufende Mühle an einem rauschenden Flüsschen inmitten saftiger Wiesen. Ein alter Müller, der sich zur Ruhe setzen möchte und überlegt, welchem seiner Söhne er die Mühle und damit seinen ganzen Stolz vermachen soll. Um jedem eine gerechte Chance zu geben, schickt er sie auf eine Reise und stellt ihnen eine Aufgabe: Wer ihm das beste Pferd zurückbringe, der solle die Mühle haben.

Die zwei älteren Söhne sehen sich schon als Sieger aus dem Wettstreit hervorgehen; dem jüngsten, Hans, trauen sie nichts zu, lachen ihn aus und lassen ihn eines Nachts in einer Höhle zurück. Allein wacht Hans auf und macht sich ungebrochenen Muts auf den Weg, sein Glück zu finden. Im Wald trifft er auf ein kleines buntes Kätzchen, das freundlich zu ihm spricht und dem er von seiner Aufgabe erzählt. Das Kätzchen verspricht ihm seine Hilfe, falls er sieben Jahre lang bei ihm bleiben und arbeiten wolle. Hans willigt ein. Sieben Jahre lang lebt er mit dem Kätzchen in einem verwunschenen Schlösschen und arbeitet tagtäglich, indem er Holz hackt und kleinmacht, damit es das Kätzchen behaglich warm hat. 

König Drosselbart

„Hochmut kommt vor dem Fall“; und nirgendwo wird das besser inszeniert als im Märchen vom König Drosselbart. Eine junge Königstochter, schön, aber kalt und stolz, verhöhnt all ihre Freier, die kommen, um ihre Hand anzuhalten. Eines Tages wirbt ein junger König um sie, dessen schiefes Kinn sie als „Drosselbart“ verlacht. Wütend über diese Beleidigung und ihren unverbesserlichen Hochmut gibt ihr Vater sie daraufhin einem bettelnden Spielmann zur Frau, der sie mit sich in ein anderes Land heimführt. Hier nun, umgeben von Armut, muss die stolze Königstochter lernen, für ihr täglich Brot zu arbeiten und mit dem Spielmann zusammenzuleben. Dabei erfährt sie, dass alles in dem Land, in dem sie nun lebt, die reichen Wälder, Flüsse und Berge, jenem König gehört, den sie als Drosselbart verhöhnt hat. Voller Reue gibt sich die Königstochter in ihr Schicksal und beginnt langsam doch tatsächlich, mehr in dem Spielmann zu sehen, den sie anfangs verachtete … 

Von diesem Märchen gibt es eine wunderschöne und romantische tschechische Verfilmung aus dem Jahr 1984 unter der Regie von Miloslav Luther, die ich euch unbedingt empfehle! 

Die kleine Meerjungfrau
Die kleine Meerjungfrau

Die kleine Meerjungfrau

Für diesen Klassiker unter den Märchen tauchen wir hinab in die Welt unter den Wellen, wo sich nicht nur Fische und Seetang, nein, sondern auch wundersame Wesen mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterleib eines Fisches tummeln: Die Meermenschen. Eine junge Meerjungfrau und Tochter des Meerkönigs jedoch möchte der Wasserwelt entsagen und die Welt der Menschen kennenlernen; der Grund für diesen waghalsigen Schritt ist, wie so oft, die Liebe. In ihrem Fall die Liebe zu einem Menschen, einem Königssohn, den sie einst nach einem Schiffbruch vor dem Ertrinken rettete und an den Strand brachte.

Dort findet den Bewusstlosen ein schönes junges Mädchen, welches der Prinz verliebt für seine Retterin hält – woher soll er es besser wissen? Ist doch seine wahre Helferin unter den Wellen gefangen … Von Sehnsucht getrieben verpfändet die unglückliche Meerjungfrau ihre unsterbliche Seele und ihre wunderschöne Singstimme einer Meerhexe und erhält dafür die Beine einer Menschenfrau; doch eine Bedingung gibt es: Wenn der Prinz sich nicht ebenfalls in sie verliebt, dann wird die klein Meerjungfrau ihre Seele verlieren und zu Meeresschaum werden … 

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