Was du noch nicht über Der Herr der Ringe wusstest
Das passiert mir öfters: Ich stehe in einer Buchhandlung vor dem Fantasy-Regal, blättere semi-motiviert durch die Neuerscheinungen, lege das meiste nach ein paar Sätzen wieder weg. Findet ihr nicht auch, dass es immer schwieriger wird, an gute neue Fantasy zu kommen? – Ich definitiv. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass ich alles immer vergleiche mit dem Ultimo, the one and only Lord of the Rings / Herr der Ringe, dem Vater aller Fantasy.
Immer wieder kehre ich zu der legendären Geschichte von dem Einen Ring zurück und lerne jedes Mal ein bisschen mehr. Zum Glück gibt es neben dem Herr der Ringe noch andere Werke Tolkiens, die uns in die Welt von Mittelerde entführen können, das Silmarillion beispielsweise.
Und da man die Reise unserer Gefährten umso besser verstehen lernen kann, wenn man mehr über die Welt weiß, in der sie kämpfen, lieben und sterben, kommen hier ein paar Informationen, die du wahrscheinlich noch nicht über sie wusstest … Aufgepasst, jetzt wird’s nerdy.
Fakt 1: Aragorns Geschichte
Was hat Aragorn vor der Zeit des Ringkriegs eigentlich gemacht?
Aragorn, einer der größten Helden des Ringkriegs, Erbe des Throns von Gondor, auch Estel, Elessar oder Streicher genannt, hatte bereits vor dem Krieg gegen den Dunklen Lord Sauron, mit dem wir alle vertraut sind, eine bewegte Geschichte, die ihn zu dem Helden aus Herr der Ringe gemacht hat, den wir alle kennen und lieben.
Im Jahr 2931 des 3. Zeitalters geboren, wächst Aragorn in Bruchtal unter der schützenden Hand des Elbenfürsten Elronds inmitten von elbischen Gefährten auf, nachdem sein Vater Arathorn von Orks erschlagen worden war. Erst mit 21 Jahren erfährt er von Elrond, was seine Herkunft, sein Erbe und damit auch sein Schicksal ist: Er ist der Erbe Elros‘ und damit des Reiches der Númenorer und des Throns von Gondor.
Aragorn aber weiß, dass er noch nicht jetzt, nach den langen Jahren, die Gondor ohne König war, einfach auftauchen und den Thron fordern kann. Er verlässt Bruchtal, um sich seinem Schicksal zu stellen und nimmt seinen rechtmäßigen Platz als Führer der Dúnedain, Nachkommen des verlorenen Reiches von Númenor, ein. Während jener Zeit trifft er auch auf den Zauberer Gandalf den Grauen; beide werden enge Freunde.
Aragorn mag noch jung sein, doch er kämpft bereits an der Seite des Königs von Rohan, Thengel (Théodens Vater) und später unter Ecthelion, dem Truchsess von Gondor und Vater von Denethor II., den wir aus dem Herrn der Ringe kennen. Er geht unter dem falschen Namen Thorongil, der schnell berühmt wird als der Name eines edlen, mutigen und fähigen Kriegers. Als Aragorns Ruhm jedoch am größten ist, verschwindet er und begibt sich erneut in die Wildnis, lernt viel über die Herzen der Menschen, über sich selbst und die Pläne des Dunklen Lords Sauron.
In jene Zeit fällt auch sein Wiedersehen mit Arwen, Elronds Tochter, in Lothlórien, bei dem beide einander ihre Liebe gestehen und Arwen ihm ihre Liebe und Treue verspricht.
Aragorn begibt sich wieder auf Reisen, bewacht mit seinen Dúnedain die Außengrenzen der Freien Länder und wird immer mehr zu dem Mann, als den wir ihn im Ringkrieg kennen. Nach einigen Jahren erfährt er, dass Schwarze Reiter Saurons, Nazgûl, gesichtet worden sind, und begibt sich in Richtung des Auenlandes. In Bree schließlich trifft er in Herr der Ringe auf die vier Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin. Der Rest ist Geschichte.
Fakt 2: Die Zwergenringe
Was passierte eigentlich mit den sieben Ringen der Macht, welche den Zwergenkönigen gegeben wurden?
Über den Einen Ring wissen wir so einiges; die neun Ringe, die den Menschen gegeben wurden, haben ihre Herzen verdorben und sie zu den Nazgûl gemacht; die drei Elbenringe werden zum Zeitpunkt des Ringkrieges verwahrt von Gandalf, Galadriel und Elrond. Doch was geschah eigentlich mit den sieben Ringen, welche jeweils die Könige der sieben Zwergenvölker erhielten?
Sauron hatte sich erhofft, dass er die Zwerge durch die Macht des Einen Ringes an sich binden könne; deren Wille jedoch erwies sich im Gegensatz zu dem der Menschen als zu stark. Sie widerstanden Saurons Ruf, nicht aber den dunklen Eigenschaften, die ihnen die Ringe ins Herz legten: Eine unersättliche Gier nach Reichtümern. Dies und die Fähigkeit der Zwerge, große Kunstwerke zu schmieden und zu vervielfältigen, von den Ringen der Macht noch verstärkt, führte zur Anhäufung riesiger Schätze in den verborgenen Höhlen der Zwerge und zu den legendären sieben Schatzhorten der Zwergenkönige.
Lange hatten die Zwerge daran jedoch keine Freude, denn Geschichten über die funkelnden Berge von Gold und Diamanten riefen Drachen auf den Plan; durch ihr Feuer ließen viele Zwerge ihr Leben und die Horte wurden geplündert. Bis zum Dritten Zeitalter waren vier von den sieben Zwergenringen durch Drachenfeuer zerstört worden. Die anderen drei holte sich Sauron zurück. Auch, wenn die Zwerge nicht dem Einen Ring verfielen, haben ihnen die Ringe der Macht kein Glück gebracht.
Fakt 3: Galadriels goldenes Haar
Welche Bedeutung hat das Geschenk Galadriels an Gimli?
Als die Gefährten in Herr der Ringe nach ihrer Durchquerung von Moria in Lothlórien Zuflucht suchen, erhalten sie Geschenke von Galadriel, der Herrin Lóriens. Nur bei Gimli, dem Zwerg, zögert die Elbenfürstin und fragt, was ein Zwerg sich wohl von den Elben wünschen könne, wohlwissend, welche konfliktreiche Vergangenheit Elben und Zwerge voneinander trennt. Gimli jedoch, voller Bewunderung für die Elbin, antwortet, dass er nur ein Haar aus ihren goldenen Locken wünsche, um sich stets an ihre Schönheit zu erinnern. Galadriel gibt ihm drei.
Warum ist dies so bedeutungsvoll? Nun, es ist nicht das erste Mal, dass Galadriel um eines ihrer Haare ersucht wurde. Einst, noch im Ersten Zeitalter, bat Feanor sie darum, ein mächtiger und edler Elbenfürst. Feanor schuf die Silmaril, Edelsteine von großer Macht und bezaubernder Schönheit. Er hatte gesehen, wie sich das Licht der zwei Bäume der Valar (s.u.) auf den goldenen Haaren Galadriels spiegelte und versuchte, die Schönheit, die er gesehen, in den Silmaril wiederzugeben. Und obwohl die Edelsteine wunderschön waren und betörend funkelten, kamen sie dem Lichtspiel auf Galadriels Haupt nicht gleich. Er bat Galadriel drei Mal um eine Strähne von ihrem Haar und drei Mal verweigerte sie sich ihm; denn Galadriel konnte in sein Herz sehen und erkannte, dass seine Gedanken voller Gier und Feuer waren und er Unglück über die Noldor bringen würde.
Ihm also, einem der berühmtesten Elbenfürsten, die jemals gelebt hatten, verweigerte Galadriel drei Mal den Wunsch um eine Strähne ihres goldenen Haars; Gimli, dem Zwerg aber gab sie drei, denn sie sah, dass Gimlis Herz von bösen Gedanken frei war. Dieses Geschenk ist auch der Grund dafür, dass Gimli als großer Freund der Elben bekannt wurde und wahrscheinlich auch mit für die Freundschaft verantwortlich, die später in Herr der Ringe Gimli und Legolas, der als Elb natürlich die Geschichte Feanors und den Wert von Galadriels Geschenk kennt, bis zu ihrem Tod verbinden würde.
Fakt 4: Arwen & Lúthien
Wieso konnte Arwen ihre Unsterblichkeit ablegen?
Wie wir wissen, verzichtet Arwen in Herr der Ringe aus Liebe zu Aragorn auf die Unsterblichkeit, die allen Elben eigen ist. Könnten das theoretisch alle Elben tun? Tatsächlich ist diese Möglichkeit eine, die nur wenigen Elben gegeben ist, nämlich den Nachfahren Lúthien Tinuviels, den Halbelben. Lúthien lebte im Ersten Zeitalter und soll das schönste Wesen ihrer Zeit gewesen sein, mit großer Macht und wunderschöner magischer Stimme. Sie verliebte sich in einen Menschen, Beren, Sohn von Barahir. Die Liebesgeschichte dieser beiden ist wunderschön und tragisch, hat hier aber leider keinen Platz. Wichtig für unsere Frage ist, dass Beren nach vielen Abenteuern, welche die Liebenden gemeinsam bestritten, in einem Kampf mit einem Werwolf seinen Wunden erlag und starb.
Untröstlich folgte Lúthien der Seele ihres Geliebten in die Hallen von Mandos, einem der Valar, der die Seelen der Verstorbenen hütete. Dort sang sie ein Lied von solcher Schönheit und solcher Trauer, dass selbst Mandos gerührt wurde. Der Valar stellte sie vor eine Wahl: Entweder sie könne nach Valinor gehen, in das sagenumwobene Reich der Valar, all ihre Sorgen vergessen und für immer dort leben – oder sie dürfe nach Mittelerde zurückkehren, zusammen mit Beren, würde jedoch ihre Unsterblichkeit verlieren und eines Tages das Schicksal der Menschen teilen: Den Tod. Lúthien wählte letzteres. Ihre Wahl rief großes Leid unter den Elben hervor, denn viele liebten Lúthien und trauerten darum, dass ihre Schönheit, Weisheit und ihr Zauber eines Tages vergehen würden. Und so kam es auch: Um ihrer Liebe willen starb Lúthien. Doch davor verbrachten sie und Beren noch Jahre gemeinsam und in Frieden – und bekamen einen Sohn, Dior.
Aufgrund von Lúthiens Entscheidung und allem, was Lúthien und Beren durchlitten und im Kampf gegen die dunklen Mächte geleistet hatten, wurde ihren Nachkommen dieselbe Entscheidung gewährt wie einst der Elbenmaid Lúthien: Unsterblichkeit als Elb oder das Los der Menschen.
Da Arwen von Lúthien abstammt, obliegt auch ihr jene Entscheidung. Sie darf wählen – und sie wählt, wie wir aus Herr der Ringe wissen, wie es einst Lúthien tat, die Sterblichkeit um ihrer Liebe willen.
Fakt 5: Illúvatars Diener
Wer sind die Valar?
Schon hier in diesem Beitrag und umso öfter in Tolkiens Werken werden die Valar als mächtige und geheimnisvolle Geschöpfe genannt, die das Geschehen in Mittelerde und insbesondere in Herr der Ringebeeinflussen. Die Valar sind die größten der Ainur, Wesen, die aus den Gedanken von Illúvatar, dem transzendenten Schöpfergott des tolkien’schen Universums, entstanden sind und die Welt von Mittelerde, Arda, geschaffen haben, indem jeder und jede von ihnen kraft der ihnen eigenen und besonderen Fähigkeiten etwas von sich selbst mit einbrachte. Es gibt unter den Valar sieben Fürsten und sieben Fürstinnen, die Valier. Die Namen der Valar lauten Manwë, Ulmo, Aulë, Orome, Mandos, Lórien und Tulkas. Die Fürstinnen tragen die Namen Varda, Yavanna, Nienna, Este, Vaire, Vána und Nessa. Melkor, später genannt Morgoth und einst der mächtigste der Valar, wird nicht mehr zu ihnen gezählt aufgrund der finsteren Taten, die er beging und für die er verbannt wurde.
Niedere der Ainur und damit Boten und Diener der Valar werden Maiar genannt; ein Maia war beispielsweise Gandalf der Graue, den wir alle kennen und der von den Valar gesandt worden war, den Elben und Menschen beizustehen gegen das Böse, das im Dritten Zeitalter in der Form von Sauron, einst ebenfalls ein Maia und Diener von Melkor, wuchs. Auch die Mutter von Lúthien Tinuviel, von der oben berichtet wurde, war eine berühmte Maia namens Melian.
So, für’s erste reicht es nun mit den Nerdinformationen zu Herr der Ringe… Bis dahin: Cuio vae und Govado gin galu!
TIPP: Die Informationen aus diesem Beitrag stammen größtenteils aus Tolkiens Werken selbst. Einige weitere jedoch könnt ihr euch großartig aufbereitet und übersichtlich auch per Video zu Gemüte führen – etwa auf Youtube. Diese zwei Kanäle, die mir bei der Recherche weitergeholfen haben, kann ich euch empfehlen: „History of Middle Earth“ und „Men of the West“.