Wieso eigentlich kladde?
Seit unserer Gründung 2013 bekommen wir regelmäßig Komplimente für unseren Namen: kladde. Er klinge einfach gut, sagen die einen. Er sei wirklich eingängig, sagen die anderen. Wir haben uns damals natürlich auch ganz bewusst für diesen Namen entschieden, weil kladde eben genau das ausdrückt, was wir in unserem Verlag, in unseren Büchern und Lifestyleprodukten sehen. Aber was genau steckt hinter kladde? Was macht diesen Namen zu sympathisch und warum können sich so viele mit kladde identifizieren?
Kladde und Kafka
Eine erste Spur führt uns ganz literaturwissenschaftlich an einen der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren heran: Frank Kafka. Am 23.09.1912 schreibt er in sein Tagebuch:
“Diese Geschichte das Urteil habe ich in der Nacht vom 22 zum 23 von 10 Uhr abends bis 6 Uhr früh in einem Zug geschrieben. Die vom Sitzen steif gewordenen Beine konnte ich kaum unter dem Schreibtisch hervorziehn. Die fürchterliche Anstrengung und Freude, wie sich die Geschichte vor mir entwickelte wie ich in einem Gewässer vorwärtskam. Mehrmals in dieser Nacht trug ich mein Gewicht auf dem Rücken. Wie alles gewagt werden kann, wie für alle, für die fremdesten Einfälle ein großes Feuer bereitet ist, in dem sie vergehn und auferstehn. Wie es vor dem Fenster blau wurde. Ein Wagen fuhr. Zwei Männer über die Brücke giengen. Um 2 Uhr schaute ich zum letztenmal auf die Uhr. Wie das Dienstmädchen zum ersten Mal durchs Vorzimmer gieng, schrieb ich den letzten Satz nieder. Auslöschen der Lampe und Tageshelle. Die leichten Herzschmerzen. Die in der Mitte der Nacht vergehende Müdigkeit. Das zitternde Eintreten ins Zimmer der Schwestern. Vorlesung. Vorher das Sichstrecken vor dem Dienstmädchen und Sagen: “Ich habe bis jetzt geschrieben”. Das Aussehn des unberührten Bettes, als sei es jetzt hereingetragen worden. Die bestätigte Überzeugung, dass ich mich mit meinem Romanschreiben in schändlichen Niederungen des Schreibens befinde. Nur so kann geschrieben werden, nur in einem solchen Zusammenhang, mit solcher vollständigen Öffnung des Leibes und der Seele.”
Kafka hat seine Manuskripte meist handschriftlich in kladdebücher geschrieben. Das sind leere Schmier- oder Notizbücher. Kafkas Kladden zeichnet dabei vor allem aus, dass man die Leidenschaft des Autors unheimlich gut nachempfinden kann, wenn man sich eine beschriebene Kladde genauer anschaut. Der Schreibprozess und die Entwicklung der Figuren wird ersichtlich, auch Kafkas Gedanken sind beispielsweise durch Streichungen in der Kladde ersichtlich.
Im Fall Kafkas zeichnet Kladde also aus:
- eine Kladde ist handarbeit
- eine Kladde entwickelt sich vom unbeschriebenen Blatt zu einem großartigen Werk
- eine Kladde beherbergt die voll Kreativität und Leidenschaft eines Autors/einer Autorin
Von der Kladde zur Reinschrift
Vor allem in Norddeutschland und im gesamten niederdeutschen Sprachraum steht Kladde für einen unfertigen meist unschönen Rohentwurf, als handschriftliche Skizze, die sich von dem fertigen Text in Reinschrift unterscheidet. Im Süden meint die Kladde vor allem das Manuskript, die Vorstufe des Buches. Die Kladde ist damit etwas sehr persönliches, etwas intimes. Ein Text, der sich zeigt, noch bevor gestriegelt und gebürstet wurde.
Als Leserinnen und Leser sind es wir ja meist gewohnt das fertige Buch oder als eBook auf dem Reader in den Händen zuhalten. Bis dahin ist aber schon unheimlich viel mit dem Text passiert. Den gesamten Prozess bekommen wir gar nicht mehr mit.
Dass es bei guter Literatur aber um weitaus mehr geht, als um Text zwischen zwei Buchdeckeln, war uns schon von Beginn an wichtig. Die Leserschaft sollte viel mehr Teilhaben können, viel mehr Bezug aufbauen können, zum Autor, zum Verlag, zum Handel: den Weg also, den die Kladde auf dem Weg zum Buch auch durchläuft.
Die China-Kladde – weniger ist mehr
Die sogenannten China Kladde ist praktisch der Klassiker unter den Notiz- und Gedankenbüchern. Auch wenn den Begriff China Kladde den wenigsten etwas sagen wird. Das Buch selbst haben die meisten schon einmal gesehen. Das Reizvolle an diesen Kladden ist ihre Schlichtheit. Auch das hat uns von Kladde natürlich inspiriert. Auch wenn wir auf eine gute und hochwertige Gestaltung stehen: das reduzierte, ästhetische Design einer einfach Kladde zieht einfach an.
Kladde ist ja irgendwie auch ein süßes Wort
Ja. Kladde klingt nett. Das Wort ist unkompliziert und obwohl Wörter mit Doppel-D im Deutschen wirklich selten sind, erscheint Kladde unheimlich vertraut. Sowie Omas Pudding vielleicht. Kladde erscheint auch nicht so verkünstelt, sondern wirkt echt, durch die Schlichtheit und Einfachheit.
Dabei hat Jonathan Ive Einfachheit sinngemäß so treffend beschrieben, wie es auch beim kladdebuchverlag passt:
“Einfachheit ist nicht die Abwesenheit von Unordnung; dies ist vielmehr eine Konsequenz der Einfachheit. Einfachheit dagegen beschreibt im Wesentlichen den Sinn und Zweck eines Objekts. Die Abwesenheit von Unordnung dagegen erzeugt nur ein ordentliches Objekt. Das aber bedeutet nicht, dass es auch von Einfachheit beseelt ist.”
Bei Kladde und damit auch beim kladdebuchverlag geht es um die Reduzierung auf das Wesentliche.
Damit du weißt, wovon wir sprechen: besorge dir einfach ein echtes kladdebuch von uns und dann wirst du es ganz bestimmt nachvollziehen können.